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29.11.2018 - Das Bauhaus wird 100: Während in den Städten Weimar, Dessau und Berlin gegenwärtig neue Museen und Anbauten entstehen, um die Gründung der weltberühmten Hochschule für Gestaltung zu feiern, sind in Selb die

Feierlichkeiten bereits in vollem Gange. So hängen seit längerem an exponierten Stellen im Schulgebäude des Walter-Gropius-Gymnasiums Plakate aus. Auffällig gestaltet sind sie: Dunkel der Hintergrund, sodass sich die geometrischen Bauhausformen Dreieck, Kreis, Quadrat deutlich abheben. Das Motto darüber „Ich suche Fragen“ greift den unbändigen Willen zur Innovation auf, der für das Bauhaus charakteristisch ist. Schließlich ergänzen ein Name und ein Titel das Poster: Andreas Hillger und die „gläserne zeit“.

Vor kurzem war es dann soweit: Schulleiterin Tabea-Stephanie Amtmann und Studiendirektor Wolfgang Eschenbeck, dem es gelungen war, den Schriftsteller in die Porzellanstadt zu holen, begrüßten den aus Dessau stammenden Gast.

Während Frau Amtmann auf die besondere Bedeutung des Jahres 2019 für Selb und das Walter Gropius-Gymnasium einging, stellte Herr Eschenbeck dem Publikum den Schriftsteller vor und ging dabei auf dessen vielfältiges Schaffen als Journalist, Dramaturg am Theater und als Autor ein. 2013 erschien sein Erstlingswerk „gläserne Zeit“: Im Laufe des Abends wird Hillger erklären, dass mit dem Titel auf die Zerbrechlichkeit der Zeit, die jederzeit „in Scherben fallen kann“, verwiesen werden soll.

Insgesamt drei längere Passagen las Hillger an diesem Abend, gut verständlich vorgetragen. Zudem machte es das Ambiente im Atrium – die Lichtgestaltung griff die drei Grundfarben blau, rot, gelb auf – den Zuhörern leicht, sich in die Bauhauszeit zurückzuversetzen. Links und rechts ist das Lesepult des Gasts von zwei Plakatwänden flankiert. Gut zu erkennen war darauf die sogenannte curtain wall, die vorgehängte gläserne Fassade, die das Bauhaus-Gebäude in Dessau weltberühmt gemacht hat. Hier spielt die Geschichte, in der drei Romanfiguren in einer Dreieckssituation interagieren. Junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Biographien treffen aufeinander, wollen ihre Visionen und Träume ausleben und verwirklichen. Zum einen Clara, die „höhere“ Tochter aus Dessau, die mit den bürgerlichen Konventionen ihrer Eltern bricht: „Stuck und Kronleuchter“ - so beschreibt sie an einer Stelle ihr Elternhaus. Weil sie ihr eigenes Leben leben will, wird sie von ihren Eltern unwiderruflich enterbt und verstoßen. Clara sei übrigens seine Lieblingsfigur, so flicht der Autor an einer Lesepause ein, weil sie „am zerrissensten sei“. Neben ihr agieren der Student am Bauhaus Carl, ein Architektensohn aus Berlin, und der Werkstattleiter Lukas. Die drei lernen sich am 4. Dezember 1926 während der feierlichen Eröffnung des Bauhauses in Dessau kennen. Es ist eine turbulente Nacht, mit über 1000 Gästen. Schon bei der ersten Begegnung zwischen Clara und Lukas deutet sich die künftige Dreiecksbeziehung an: Ihr gegenseitiger Händedruck dauert einen Augenblick zu lange, so beschreibt es Hillger.

Im Roman werden dann tatsächliche historische Ereignisse einfühlsam mit dem Leben der erfundenen Romanfiguren kombiniert. Immer wieder fallen die Namen „hohen Herren“, der ans Bauhaus berufenen Künstler: Feininger, Muche, Kandinsky, Itten, Gropius natürlich; oft wird er bei seinem Spitznamen Pius genannt.

In einem der jeweils mit „Dreieck“, „Kreis“ oder „Quadrat“ überschriebenen Kapiteln geht es um eine gemeinsame Bahnfahrt von Clara, Karl und Lukas von Dessau nach Berlin: Ziel ist der Besuch des Films „Metropolis“ im Ufa-Kino am Nollendorfplatz. Hier kommt Clara auf die Idee, jedem von ihnen eine der drei Grundformen zuzuordnen. Schnell ist klar, dass Lukas aufgrund seiner ruhenden, festen Form das rote Quadrat zugewiesen bekommt. Clara als Frau „in Blau“ erhält den Kreis und Carl das Dreieck: „immer nach oben, immer auf die Spitze“, so wird er von Clara beschrieben. Lukas ist es, der sich schließlich entfremden wird von der ursprünglichen Dreiecksbeziehung, weil „Clara jetzt mit Carl ist“ und weil Lukas beginnt, das Bauhaus infrage zu stellen.

Im abschließenden Dialog mit dem Publikum stand noch einmal der Entstehungsprozess des Romans im Vordergrund. „Unendlich viel Stoff“ habe ihm zur Verfügung gestanden, vieles habe nicht auserzählt werden können. Die Memoiren verschiedener Bauhäusler, auch „abseitiger“, wie Hillger die etwas unbekannteren Meister bezeichnet, seien eine wertvolle Quelle gewesen.

Und ja, es gebe genügend Stoff für eine Fortsetzung. Vielleicht würde darin die Anekdote, dass es zur Eröffnung des Bauhauses 1926 in Dessau im Stundentakt einen Shuttle-Service von Berlin aus gab, Eingang finden.

selb-live.de – Presseinfo WGG Selb

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